Von «Ranger-Latein» und «Greifenseemannsgarn»

von Sandra Julius

15 Jahre war Urs Wegmann bei der Greifensee-Stiftung tätig, viele Jahre als Rangerleiter, die letzten zwei als Geschäftsführer. Mit einem lachenden Auge haben wir Anja Witte Mitte Mai als unsere neue Geschäftsführerin begrüsst, mit einem weinenden verabschieden wir uns nun von Urs Wegmann. Bevor er endgültig geht, haben wir ihn um einen kurzen Rückblick gebeten.

15 Jahre am und für den Greifensee arbeiten, ergibt eine ganz schön grosse Truhe voller Geschichten. Beispiel gefällig? Als frisch gebackener Ranger komme ich etwas erschöpft nach einem langen Rundgang beim Turm in Riediker- und Rällikerried an und sehe ein Brautpaar, das sich auf dem Turm fotografieren lässt. Ach, wie schön, denke ich mir und freue mich für die zwei Menschen, die sich gegenseitig ihre Liebe versprechen. Dabei erspäht mein Ranger-Auge neben dem Weg einen leeren Bilderrahmen. Unglaublich, was alles weggeschmissen wird, ärgere ich mich, schnappe mir den Bilderrahmen und breche ihn übers Knie, damit er in den Abfalleimer passt. In dem Moment drehen sich das Brautpaar und die Fotografin zu mir um und mir wird ganz anders. Klar, der Rahmen wäre für das Fotoshooting gewesen! Natürlich habe ich ihn repariert und als Hochzeitsgeschenk noch einen Plüschbiber in der Silberweide organisiert.

Oder hätten Sie lieber eine grusligere Geschichte? Eines Tages schellt das Telefon im Büro. Eine etwas verzweifelte Frau ist am anderen Ende: «Siiiieee Herr Ranger, da hat es eine riesige Spinne am See!». Erinnert mich an zuhause und ich nehme den Anruf nur halb ernst. Als die Frau erzählt, die Spinne sei gross wie ein Fünfliber – und zwar nur der Körper ohne Beine –, werde ich aber neugierig. Ich fahre also in die Badebucht am See und finde tatsächlich eine Vogelspinne! Sie war zu diesem Zeitpunkt schon tot, entweder ausgesetzt oder entsorgt.

Es gäbe Dutzende, ja hunderte Geschichten. Nicht alle sind lustig. Der Greifensee liegt nicht nur im grössten Naturschutzgebiet des Kantons, er ist auch Naherholungsgebiet für zehntausende Menschen. Viele davon wohnen direkt am See und erleben tagtäglich das Spannungsfeld zwischen Naturschutz und menschlichen Ansprüchen.

Die Greifensee-Stiftung nimmt hier eine entscheidende Rolle ein und versucht, Lösungen zu finden. Bei uns im Büro, beim Team in der Naturstation Silberweide oder den Rangern am See landen darum Anfragen zu Storchenhorsten und Biberburgen. Zu überschwemmten Wegen und umgestürzten Bäumen. Zu Fischereipatenten und überfüllten Abfalleimern.

15 Jahre Greifensee-Stiftung bedeutet deshalb, ständige neue Herausforderungen und Aufgaben. Das macht die Arbeit abwechslungsreich, interessant und auch bedeutungsvoll. So ging es mir die letzten Jahre. Und so ergeht es wohl auch dem Team, das die Greifensee-Stiftung in die Zukunft führen wird. Mein Dank geht an alle Menschen, die sich für den Greifensee einsetzen und dafür sorgen, dass diese einmalige Landschaft für Mensch und Natur erhalten bleibt. Allen voran dem tollen Team der Greifensee-Stiftung, das sich mit so viel Herzblut einsetzt.

Damit wechsle ich meine Rolle wieder vom professionellen Schützer des Greifensees zum privaten Nutzer und freue mich auf schöne Abendstunden in einer der vielen tollen Badis oder auf einen Schwumm im kühlen Nass. Und falls ich eine grosse Spinne finde, weiss ich auch, wo anrufen.

Urs Wegmann

Herzlichen Dank Urs für deinen engagierten Einsatz für die Greifensee-Stiftung, unser Team und für Mensch und Natur am Greifensee. Wir wünschen dir viel Erfolg und Erfüllung bei deinen neuen Aufgaben!

 

Ein paar Eindrücke vom Abschieds-Apéro Ende letzter Woche:

Stiftungsratspräsident Thomas Kübler würdigt in seiner Dankesrede die langjährige Arbeit von Urs Wegmann bei der Greifensee-Stiftung.

Ursina Wiedmer, Leiterin der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich, überreicht Urs Wegmann nach ihrer Rede ein Abschiedsgeschenk für seinen jahrelangen Einsatz für Mensch und Natur am Greifensee.

Rangerleiter Niklas Göth blickt auf die lange, gemeinsame Arbeit mit Urs Wegmann zurück.

Stellvertretende Geschäftsführerin Viviane Magistra Balz überreicht Urs Wegmann das Abschiedsgeschenk des Teams.

 

Foto oben: Urs Wegmann blickt in seiner Rede anlässlich des Abschieds-Apéros auf 15 Jahre bei der Greifensee-Stiftung zurück.

 

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