Schwarmverhalten von Staren

von Andrea Fosco

Der Herbst ist die Zeit der Zugvögel. Auch am Greifensee sind aktuell imposante Schwärme von Staren zu beobachten. Diese faszinierenden Vögel, die sich in grossen Gruppen sammeln, ziehen in den Süden und bieten ein spektakuläres Schauspiel am Himmel. Ihr Schwarmverhalten schützt sie vor Greifvögeln und ermöglicht beeindruckende Flugmanöver, die an eine tanzende Wolke erinnern.

Es ist wieder so weit – Milliarden von Zugvögeln ziehen von Europa in den Süden und legen dabei Tausende von Kilometern zurück. Dazu gehören vor allem insektenfressende Vögel, die bei uns im Winter verhungern würden. Einige der Zugvögel rasten bei uns, während andere, mit etwas Glück, am Himmel beim Vorbeiziehen beobachtet werden können. Zu Letzteren gehören zum Beispiel die Kraniche. Sie sind Kurzstreckenzieher, welche in der Schweiz nur selten zu beobachten sind. Kurzstreckenzieher richten ihre Abflugzeit nach dem Klima: Je früher es kalt wird, desto früher machen sie sich auf den Weg. Zudem legen sie kürzere Strecken zurück als Langstreckenzieher. Sie bleiben oft auf ihrem Kontinent und legen nicht mehr als 2000 Kilometer zurück.

Eine Vogelart, die bei uns brütet und etwa ab Oktober in wärmere Regionen Europas zieht, ist der Star. Die meisten kennen die grossen Schwärme, welche sich plappernd und schnatternd in hohen Bäumen versammeln, um bei einer Störung koordiniert aufzufliegen. Solche Schwärme können gelegentlich auch so stimmgewaltig sein, dass es für Anwohnende der umliegenden Häuser ganz schön laut wird.

Der Star hat ein sehr vielseitiges Nahrungsspektrum: Von Insekten und Würmern über Samen bis hin zu Beeren und Früchten frisst er alles, was er in den Schnabel bekommt. Dazu bewohnt er vor allem Kulturland, ist aber auch in Siedlungen anzutreffen.

Das Schwarmverhalten der Stare ist aussergewöhnlich ausgeprägt. Je näher die Zugzeit kommt, desto grösser werden die Schwärme, in denen sich die Tiere sammeln. Diese Schwärme können bis zu Tausend Individuen umfassen und bewegen sich auf eine ganz charakteristische Weise. Von Weitem könnte man meinen, am Himmel befinde sich eine grosse schwarze Wolke, welche sich manchmal ruckartig, manchmal wunderschön fliessend bewegt. Bei näherem Hinsehen können die einzelnen Vögel unterschieden werden. Die Formen und Bewegungen eines Starenschwarms entstehen, weil sich die Vögel immer an den Nachbartieren orientieren. Fliegen diese nach links, fliegt das Individuum auch nach links. So fliegt auch kein Tier an der Spitze, wie das zum Beispiel bei den Kranichen der Fall ist. Diese grossen Schwärme haben einen entscheidenden Vorteil: Sie beschützen die einzelnen Stare vor Fressfeinden. Greifvögel werden von der schieren Anzahl der Vögel im Schwarm verwirrt, da sie sich schlechter auf ein Beutetier konzentrieren können. Ausserdem ist die Chance für den einzelnen Star, in einem grossen Schwarm erwischt zu werden, statistisch kleiner.

Jetzt nach der Mauser können die Vögel in ihrem Schlichtkleid beobachtet werden, welches jedoch dem Namen gar nicht gerecht wird, weil ihr dunkles Gefieder von vielen weissen Punkten besetzt ist und damit aussieht wie ein Sternenhimmel. Auch am Greifensee hat es viele Stare, die sich am Abend jeweils in Schlafbäumen sammeln. Eine gute Beobachtungszeit ist deshalb am Abend, wenn sie sich in Schwärmen zum Schlafen versammeln. Mit etwas Glück können dann auch spektakuläre Flugmanöver beobachtet werden!

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