Eindrücke vom diesjährigen World Ranger Congress
von Sandra Julius
Ranger-Uniformen so weit das Auge reicht. Freundschaftliche Gespräche, spannende Workshops, Exkursionen und lautes Gelächter beim Abendessen – Eine Mitarbeiterin der Greifensee-Stiftung hat am World Ranger Congress teilgenommen, hier einige ihrer Eindrücke.
Die International Ranger Federation (IRF) ist der internationale Dachverband der nationalen Ranger-Organisationen. Alle drei Jahre organisiert die IRF den World Ranger Congress (WRC), an dem sich Rangerinnen und Ranger aus der ganzen Welt treffen und vernetzen können. Die Greifensee-Stiftung ist Mitglied der IRF und nimmt jeweils am WRC teil. Dieses Jahr fand der Kongress anfangs Oktober in Hyéres, Südfrankreich, statt. Von der Schweizer Delegation reisten 12 Personen an, eine davon war ich.
Wichtiger Austausch, grosse Verbundenheit
Die Teilnahme am WRC ist für viele Rangerinnen und Ranger eine einmalige Gelegenheit. Oft befinden sich ihre Arbeitsplätze in abgelegenen und isolierten Gebieten. Der Kongress bietet ihnen die Möglichkeit, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen und von Menschen zu lernen, die sich am anderen Ende der Welt befinden. Schon am ersten Tag war die Verbundenheit der Rangerinnen und Ranger zu spüren. Viele Bekanntschaften bestehen schon seit Jahren, während neue Gesichter schnell und warmherzig aufgenommen werden.
Schutz der Biodiversität im Zentrum
Gespannt versammelten wir uns am ersten Tag im Plenarsaal, wo uns das Kongress-Programm vorgestellt wurde. Die ersten zwei Tage waren geprägt von vielen lehrreichen Präsentationen und Workshops. Im Zentrum stand das 30x30-Ziel des Globalen Rahmenabkommens zur Biodiversität. Dies besagt, dass bis im Jahr 2030 weltweit 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche unter Naturschutz gestellt und effektiv gemanagt werden soll. Die aktuell 286'000 Rangerinnen und Ranger weltweit übernehmen dabei eine zentrale Rolle. Sie schützen momentan 16 Prozent der terrestrischen und 8 Prozent der marinen Schutzgebiete. Um das 30x30-Ziel zu erreichen, bräuchte es jedoch rund 1 Million Rangerinnen und Ranger zusätzlich.
Ein Beruf mit Zukunftspotenzial? Dafür will gesorgt sein!
Einer der inhaltlichen Blöcke am Kongress widmete sich dem Berufsbild der Rangerinnen und Ranger selber. Gemeinsam wurde eine Deklaration mit den wichtigsten Punkten erarbeitet, um die Rangerinnen und Ranger bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zu stärken: Die Bedeutung des Ranger-Berufs soll zukünftig in den Vordergrund rücken. Zudem sollen globale Sicherheits- und Gesundheitsstandards festgelegt werden, der Zugang zu Lehrgängen und Schulungen gewährleistet und der Ranger-Beruf inklusiver gestaltet werden. Die IRF wurde damit beauftragt, die Ziele der Deklaration umzusetzen.
Dokumentarfilme, Exkursionen und «Woman Power Ranger 2024»
Neben den fachlichen Inputs, gab es zahlreiche weitere, unvergessliche Momente. Der preisgekrönte Dokumentarfilm «Rhino Man» wurde abgespielt und mit einer Standing-Ovation gewürdigt. Der Film erzählt die Geschichte von mutigen Rangern, die ihr Leben riskieren, um Südafrikas Nashörner vor Wilderern zu schützen. Ein weiteres Highlight war der Potlatch, ein riesiges Buffet, zu dem alle Teilnehmenden mit kulinarischen Spezialitäten aus ihrem Heimatland beitrugen. Die Schweiz tischte – wie könnte es anders sein – Fondue und Raclette auf, was grossen Anklang fand. Auf Initiative einer Schweizer Rangerin wurde die WhatsApp Gruppe «Women Power Rangers 2024» gegründet, welche seither rege für Austausch und gegenseitige Unterstützung genutzt wird. Und auch die Exkursionen in nahegelegene Naturschutzgebiete und den Nationalpark gehören eindeutig zu den bleibenden Erlebnissen. Mein persönliches Highlight war es, die allererste Rangerin von Pakistan kennenzulernen. Sie hat hart gekämpft, um als erste Frau von 400 Rangern in Pakistan akzeptiert zu werden.
Der Kongress und die vielfältigen Begegnungen verdeutlichten mir eindrücklich, mit welcher Leidenschaft und welchem Herzblut Rangerinnen und Ranger ihrer Aufgabe nachgehen. Rangerin oder Ranger zu sein ist nicht nur ein Job, sondern eine Lebensaufgabe und bei vielen tief in ihrer Identität verwurzelt. Das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten aus der ganzen Welt stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und gibt Hoffnung, zukünftig die Natur noch besser schützen zu können.