Botschafter für naturnahe Gewässer – die Zwergtaucher
von Sandra Julius
Zwergtaucher sind die kleinsten unserer Wasservögel. Sie kommen an den meisten der Schweizer Gewässern vor und sind auch am Greifensee ganzjährig anzutreffen. Dennoch werden sie auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten als «potentiell gefährdet» geführt. Denn sie sind auf Gewässer mit genügend Ufervegetation und hoher Wasserqualität angewiesen. Als Vogel des Jahres 2024 von Birdlife Schweiz ist der Zwergtaucher Botschafter für den Erhalt und die Neuschaffung von naturnahen Gewässern.
Klein aber oho passt gut auf unsere kleinsten Wasservögel. Zwergtaucher sind nicht mal so gross wie eine Taube und damit so klein, dass sie bisweilen von Spaziergängerinnen oder Spaziergängern für Entenküken gehalten werden. Oft lassen sich die scheuen Vögel aber ohnehin nicht blicken. Meist verstecken sie sich schnell in der Ufervegetation oder tauchen ab, wenn sie sich beobachtet fühlen. Ihre Anwesenheit verraten oft lediglich ihre charakteristischen, laut trillernden Rufe. Ausserhalb der Balz- und Brutzeit ist das Federkleid der Zwergtaucher in Brauntönen gehalten, im Prachtkleid färbt sich der kurze Hals bei den Männchen auffällig rostrot.
Als kleinste fischfressende Wasservögel sind sie hingegen regelrechte Tauchprofis und stellen kleinen Fischen in langen Tauchgängen pfeilschnell und wendig nach, bis sie die Fische mit ihren pinzettenartigen Schnäbeln packen können und an der Wasseroberfläche verschlingen.
Für die Brut bauen sie ein Schwimmnest aus Blättern und Grashalmen, das auf dem Wasser treibt oder an Uferpflanzen verankert ist. Wenn der Wasserspiegel nicht allzu stark schwankt, kann das Nest auch bei einem kleineren Hochwasser dem Wasserstand folgen, insbesondere da es von den Eltern kontinuierlich weiter gebaut wird.
Zwergtaucher kommen in den verschiedensten Feuchtgebieten vor. Gerne besiedeln sie als Pionierart auch neue Gewässer. Sie brüten an grossen Seen, künstlichen oder natürlichen Teichen, Altarmen oder auch an langsam fliessenden Flussabschnitten. Voraussetzung für ihre Ansiedlung ist eine dichte, ungestörte Vegetationszone im Uferbereich, wie sie zum Beispiel die Schilfgürtel am Greifensee bieten.
Um das Fortbestehen des Zwergtauchers zu sichern, ist die Wiederherstellung ehemaliger Gewässer und die Verbesserung der Wasserqualität ebenso wichtig wie der Schutz bestehender Ufervegetationszonen. Als Vogel des Jahres 2024 ist er damit Botschafter für gut vernetzte, naturnahe Gewässer und Feuchtgebiete, auf die neben ihm selbst, viele weitere Tierarten angewiesen sind.
Fotos (Andrea Fosco)
oben: Zwergtaucher im Prachtkleid
unten: Zwergtaucher im Schlichtkleid